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Hinter den Kulissen der Arbeitssicherheit

Die Technische Kommission des IVA stellt sich vor

In jeder Ausgabe dieses Newsletters stellen wir Ihnen einen Beitrag der Technischen Kommission (TK) des IVA vor. Diese Rubrik richtet sich in erster Linie an die kantonalen Arbeitsinspektorate, ist aber auch für alle Personen gedacht, die sich für Arbeitssicherheit und die Weiterentwicklung der Präventionspraxis interessieren. Zum Auftakt dieser Serie porträtieren wir die TK, ihre Rolle, ihre Zusammensetzung und ihre Arbeit.


Ein Auftrag im Dienste der Prävention
Die Technische Kommission des IVA hat den Auftrag, technische Fragestellungen im Zusammenhang mit der Anwendung des Arbeitsgesetzes (ArG) und des Unfallversicherungsgesetzes (UVG) zu analysieren und Stellungnahmen für die Arbeitsinspektor*innen zu erarbeiten. Diese Themen werden in den Verordnungen (ArGV 3+4, VUV), in den Wegleitungen oder den Unterlagen der EKAS oft nur teilweise oder gar nicht behandelt.

Eine repräsentative und interdisziplinäre Zusammensetzung
Die TK setzt sich aus Vertreter:innen der kantonalen Arbeitsinspektorate sowie des Fürstentums Liechtenstein zusammen. Sie organisiert sich selbst, achtet aber auf eine ausgewogene regionale Vertretung. Der Präsident der TK ist gleichzeitig Mitglied des IVA-Vorstands und wird von der Vereinsversammlung gewählt. Diese Doppelfunktion gewährleistet einen guten Informationsfluss zwischen Kommission und Vorstand.
Die Kommission arbeitet auch mit anderen wichtigen Vollzugsorganen zusammen, etwa mit dem SECO, der Suva, agriss und der PFS (Präventionsfachstelle) des IVA. Auch wenn diese Vertreter kein Stimmrecht haben, haben ihre Beiträge ein grosses Gewicht bei der Entscheidungsfindung.

Konkrete Arbeit – geteiltes Wissen
Die besprochenen Themen werden in detaillierten Protokollen dokumentiert, ergänzt durch Auszüge in diesem Newsletter. Bei Bedarf erstellt die TK auch Positionspapiere oder praxisnahe Checklisten. Diese Unterlagen sind über das Intranet des IVA abrufbar. Zudem entscheidet die TK, welche Normen den Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden – mit Priorität auf jene, die in offiziellen Wegleitungen ausdrücklich genannt sind.

Themen aus der Praxis
Die Themen werden vom Vorstand, der PFS, den Regionalgruppen oder direkt von den kantonalen Arbeitsinspektoraten eingebracht. Zu den zuletzt behandelten Schwerpunkten gehören unter anderem: Zugänge zu Dächern, Aussicht ins Freie, Kältemittel, Planprüfungen für Windkraftanlagen oder auch Regelwerksrevisionen.

Ein Ort für den Austausch mit Partnern
Die TK ist auch Anlaufstelle für Partnerorganisationen, die ihre Entwürfe zu Wegleitungen, Vollzugshilfen oder Vernehmlassungen vorstellen und eine fachliche Rückmeldung einholen möchten, bevor diese veröffentlicht oder umgesetzt werden.

Regelmässige Treffen mit Praxisbezug
Die TK trifft sich sechsmal pro Jahr, in der Regel physisch in Bern. Einmal jährlich findet eine zweitägige Klausurtagung in einem anderen Kanton statt. Am zweiten Tag steht traditionell eine Betriebsbesichtigung mit Fokus auf Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz auf dem Programm – ein wertvoller Moment für den Praxisbezug.
 

Aktuelle Zusammensetzung der TK

Kantonale Vertretungen

  • Martin Kradolfer, TG
  • Lui Grigis, GR
  • Regine Mohr, BS
  • Roland Scherer, NW
  • Christian Eyer, BE
  • Matteo Guidinetti, TI
  • Christophe Voutaz, VD
  • Robert Hassler, FL
  • Jürg Marton, ZH, Präsident
  • Jelena Dimovic, IVA, Protokollführung

Vertretung der Fachorganisationen

  • Christophe Iseli, SECO
  • Philipp Ritter, Suva
  • Elias Müller, agriss
  • Erika Schütz, PFS

Interview mit Gianluca Chioni

„Gesundheitsschutz ist Teamarbeit“

Ein motiviertes und kompetentes Team, das den Unterschied macht – das macht seine Arbeit besonders erfüllend. Im Interview spricht Gianluca Chioni, Leiter des Arbeitsinspektorats des Kantons Tessin, über Verantwortung, neue Herausforderungen in der digitalen Arbeitswelt und verrät, welches Motto ihm in hitzigen Momenten hilft.

Was ist der lohnendste Aspekt deiner Arbeit?
Einer der lohnendsten Aspekte meiner Arbeit als Leiter des kantonalen Arbeitsinspektorats ist mein motiviertes und eingespieltes Team. Es meistert die Herausforderungen und ständigen Veränderungen des Berufs kompetent und flexibel. Wir arbeiten in einem zunehmend globalisierten, digitalen und wettbewerbsintensiven Umfeld. Nicht alle Organisationen zeigen dabei dieselbe Sensibilität für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz. Deshalb ist es entscheidend, auf Mitarbeitende zählen zu können, die gemeinsame Werte teilen, anpassungsfähig sind und eine starke Präventionskultur fördern.
So können sie das Umfeld richtig analysieren und den besten Ansatz gegenüber dem Unternehmen wählen – sei es abschreckend oder anleitend, je nach Gesprächspartner. Genauso befriedigend ist es, die konkrete Wirkung unserer Arbeit zu sehen. Wenn es uns gelingt, die Arbeitsbedingungen zu verbessern – sowohl für Angestellte als auch für Arbeitgeber -, bestätigt das den sozialen und menschlichen Wert unserer Rolle. Dieses Bewusstsein motiviert uns täglich, unser Bestes zu geben und zu einer sicheren, gesunden und gerechten Arbeitswelt beizutragen.

Hast du im Laufe der Jahre Veränderungen bezüglich der Verantwortung von Einzelpersonen und Unternehmen im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Tessin festgestellt?
Das Verantwortungsniveau, das wir bei unseren Inspektionen antreffen, variiert je nach Wirtschaftssektor und den involvierten Personen, sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite. Betrachten wir den landesweiten Trend des Rückgangs von Arbeitsunfällen in den letzten zehn Jahren als Indikator, lässt sich ein wachsendes Verantwortungsbewusstsein feststellen. Dies zeigt sich sowohl auf individueller als auch auf betrieblicher Ebene. Im Vergleich zu vor zwanzig Jahren gibt es heute eine deutliche Verbesserung in der Aufmerksamkeit und im Engagement für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz. Diesen Fortschritt verdanken wir neben der Weiterentwicklung des gesetzlichen Rahmens auch dem besseren Zugang zu Informationen. Zudem spielt der intensivere Austausch und die Synergien zwischen den Akteuren des Arbeitsmarktes eine wichtige Rolle. Dazu zählen die Sozialpartner, die sowohl die wirtschaftlichen als auch die Interessen der Arbeitnehmenden vertreten, sowie die Arbeitsbehörden. Diese Zusammenarbeit hat es ermöglicht, kritische Situationen sichtbar zu machen, die früher verborgen geblieben oder nur schwer zu erkennen gewesen wären.

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes stellt neue Herausforderungen im Bereich der Verantwortung dar. Besonders die Arbeit auf digitalen Plattformen, oft geprägt von atypischen Arbeitsverhältnissen oder scheinbarer Autonomie, verwischt die Grenze zwischen der Verantwortung des Arbeitgebers und der individuellen Verantwortung des Arbeitnehmenden.
Dies kann zu einem geringeren Schutz für die Arbeitnehmenden führen. Gleichzeitig wird es für die Aufsichtsbehörden schwieriger, Sicherheitsstandards und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Umso wichtiger ist es, die Präventionskultur in den am stärksten fragmentierten Bereichen zu fördern. Auch eine rechtliche Weiterentwicklung muss unterstützt werden, die in der Lage ist, die aktuellen Veränderungen in der Arbeitswelt aufzugreifen. Verantwortung darf sich nicht auf die Vertragsform beschränken, sondern muss auf das tatsächliche Arbeitsverhältnis und den effektiven Schutz der betroffenen Personen bezogen werden.

Hast du ein Motto oder einen Ratschlag, den du in deinem Arbeitsalltag befolgst?
In bestimmten Situationen, wenn Diskussionen mit einigen Arbeitgebern etwas hitzig werden, nutze ich gerne den Satz: „Helfen Sie uns, Ihnen zu helfen.“ Häufig sorgt dieser Ausdruck dafür, dass sich das Gesprächsklima entspannt und die Diskussion für beide Seiten konstruktiver wird.

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